Sofi 1999
Knack die Eklipse!
Am 11. August war es so weit: Ich durfte erfahren, dass es südlich der Elbe doch tatsächlich Eingeborene gibt, die auf die Idee kommen, ihre Hüttensiedlung Linsengericht (kein Scheiß!) zu nennen. Wie geil. Ach ja, außerdem war noch Sonnenfinsternis.
Hildesheim
Hildesheim, eine Stadt wie ein schizophrener Bernhardiner. Schon am Dienstag, als wir dank glücklicher Fügung Gelegenheit hatten, vier Stunden auf dem Bahnhofsvorplatz zuzubringen, hatte mich diese Stadt schwer beeindruckt. Aber als wir von Mittwoch auf Donnerstag noch die Nacht in Hildesheim erleben durften, da wusste ich:
Ein Glück, dass ich hier nicht wohne.
Hildesheim bietet seinen Besuchern aber auch tolle Sachen:
- Ein Pennerklo vorm Bahnhof, das einem geruchsmäßig nicht einfach die Schuhe auszieht, sondern erst jeden Zehennagel einzeln ausreißt und danach ruckartig die Haut von den Füßen bis hoch zum Oberschenkel abzieht.
- Styler-Mülleimer und -Gelbe Säcke (nur Bierdosen, die haben die doch bestimmt extra zum Angeben gekauft)
- Yuppies, die nachts um drei Pornomagazine in den Altpapier- Container werfen
- Putzkräfte, die nachts um vier den Bürgersteig fegen! und uns unseren Himbeerschnaps klauen wollen
- Streunende Gestalten, die weißnichwann (jedenfalls auch nachts) mit dem Fahrrad durch den Ort und über die Bahnsteige fahren, um Freunde zu finden („Hey, seid ihr auch aus Hamburg? Wie lang seid’n ihr schon hier?“ - „’n paar Stunden...“ - „Ey, ich bin schon zwei Wochen hier.“ - „Fahren die Züge eigentlich nicht täglich...? (grusel)“)
- Matratzen, Matratzen, Matratzen! Ohne Scheiß, was rechteckige Polster angeht, macht den Hildesheimern keiner was vor! Vielleicht sind die Hildesheimer Matratzen deshalb so berühmt, weil man sich - wie wir es in einem der vielen Läden sahen - den Preis danach aussuchen kann, durch welches Fenster man kuckt (die Fenster waren mit Preisangaben beklebt, und zwar ausschließlich damit).
- Variable Öffnungszeiten. Der McDo der Stadt jedenfalls hat seine Geschäftszeiten nirgendwo am ganzen Haus veröffentlicht, und das wohl aus gutem Grund.
- Fun-Stadtpläne. Wo sonst kann man sich eine geschlagene halbe Stunde vor dem Stadtplan in der City aufhalten und Furchen in die Schenkel schlagen?
- Junge Menschen, die nicht wissen, wo vom Bahnhof aus die nächste 24 h-Tankstelle ist (nachdem wir fast am Rand von Hildesheim runtergefallen waren, um uns beier Aral am Nachtschalter schikanieren zu lassen, bemerkten wir später beim Schlendern, dass direkt neben dem Bahnhofsplatz eine DEA rund um die Uhr richtig offen hatte). Hallo!
Aber vielleicht tun wir dieser kleinen Stadt auch Unrecht und sie hat einfach nur wegen der Sonnenfinsternis verrückt gespielt. Haben wir ja alle irgendwo.
Abschließendes
Elf Stunden zu dritt auf der Rückbank; das wurde dann doch auch mir trotz meiner Grazilität irgendwann zu viel. Es gibt einen guten Kumpel, ohne den ich das niemals durchgestanden hätte, deshalb möchte ich an dieser Stelle einmal sagen:
Danke, Adelskrone!
Dafür bin ich dann auch gerne bei strömenden Regen mal an den Seitenstreifen gepuscht, um meinen Kumpel (die durchlauferhitzte Adelskrone) mit frischer Luft zu versorgen.
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