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Alexander Grupe
Losso/AttentionWhore

„Anführungszeichen“

Anführungszeichen im WWW sind in der Regel falsch, hässlich oder beides. Die "geraden" Anführungszeichen sind dabei noch die harmlose Variante, schlimmer finde ich da schon die oft gesehene ``Akzent-Apostroph-Kombination'', für die zwei frei stehende Gravis-Akzente und zwei gerade Apostrophe herhalten müssen. Schauder!

Aber: Die Verwirrung kommt nicht von ungefähr. Es gibt echt eine Menge Tüdelchen, und die meisten, die der unbedarfte Zitierer auf seiner Tastatur erreichen kann, sind leider falsch. Dazu kommt, dass die Zeichen teilweise missverständlich benannt sind, weil sie je nach Sprache mal ein linkes, mal ein rechtes Anführungszeichen sind.

Welche Zeichen denn nun?

Der Duden, 21. Auflage (1996), S. 65, Abschnitt „Anführungszeichen“:

Im deutschen Schriftsatz werden vornehmlich die Anführungszeichen „...“ und »...« sowie ihre einfachen Formen ‚...‘ und ›...‹ angewendet. Man setzt sie ohne Zwischenraum vor und nach den eingeschlossenen Textabschnitten, Wörtern u.a.

Folgende Zeichen kann man für deutsche Gänsefüßchen nehmen (inkl. Apostroph):

  Offizieller Unicode-Name Entity Index Alt+
Double low-9 quotation mark „ 201E 0132
Double turned comma quotation mark “ 201C 0147
Single low-9 quotation mark ‚ 201A 0130
Single turned comma quotation mark ‘ 2018 0132
Single comma quotation mark (this is the preferred character to use for apostrophe) ’ 2019 0146

In der Spalte „Index“ steht der hexadezimale Unicode-Index des Zeichens. Mit dieser Zahl kann man die Zeichen auch numerisch als Entity einbinden, also etwa ’ für einen Apostroph (’).

In der Spalte „Alt+“ steht die Zahlenkombination, mit der man das Zeichen unter Windows direkt erzeugen kann (Alt-Taste gedrückt halten und dabei die Zahl auf dem Zehnerblock eingeben).

Einbindung der Anführungszeichen

Man kann natürlich entweder die HTML-Entities direkt in den Quellcode schreiben, also etwa so: &bdquo;Zitat&ldquo;. Einfacher und eleganter sieht es aus, wenn man zum Zitieren das <q>-Tag nimmt, bei dem das Q ja schon für „Quote“ steht. Das hat den Vorteil, dass die logische Textauszeichenung („Das hier ist ein Zitat“) erhalten bleibt.

Das funktioniert auch ganz schön und klappt sogar für verschachtelte Zitate, könnte man also eigentlich direkt benutzen. Aber natürlich geht das alles nicht mit dem Internet Explorer von Microsoft. Einmal mehr hat man als Webautor die Wahl, ob man es richtig machen und verabschiedeten Standards folgen will, oder ob man sich irgendwas dazu bastelt, damit die Seiten auch bei der größten Benutzergruppe gut aussehen, den IE-Benutzern. (Siehe auch: PNGs und Internet Explorer)

Wenn man nicht auf jede Seite einen Hinweis á la „Wenn Sie keine Anführungszeichen sehen, ist Ihr Browser Schrott. Besorgen Sie sich einen richtigen!“ kleben möchte, bleibt einem zurzeit nur, die Anführungszeichen direkt in den Quellcode hart zu kodieren. Schade eigentlich.

Kaputte Schriften

Der nächste Stolperstein: In manchen Schriften sehen die deutschen Gänsefüßchen einfach doof aus. Man hat insbesondere den Eindruck, dass die schließenden Anführungszeichen irgendwie falschrum sind.

Der Grund ist offensichtlich: Bei Verdana und Courier New sind z. B. die geometrischen Verhältnisse zwischen den Anführungszeichen auf einmal völlig anders. Hier der Vergleich mit Arial:

  Deutsches Zitat Englisches Zitat
Arial
Rotation um 180°

Rotation um 180°
Courier New
horizontale Spiegelung

horizontale Spiegelung
Verdana
horizontale Spiegelung

horizontale Spiegelung

Im englischen Kontext benutzt Arial als Anführungszeichen die Kombination (die Zeichen 201C und 201D). Bei Verdana und Courier New fand es der Gestalter wohl hübscher in der Variante (mit 201F und 201D). Dafür hätte man der Schrift aber irgendwie die Information mitliefern müssen, welche Zeichen für englische Zitate zu verwenden sind.

Das war wohl zu aufwendig. Stattdessen wurde das Zeichen 201C (also „unser“ rechtes doppeltes Anführungszeichen) durch eine vertikal gespiegelte Variante ersetzt, die eigentlich ins Zeichen 201F gehört. Das ist ungefähr so, als würde man in jeder Schrift „Y“ und „Z“ vertauschen, um nicht immer extra die deutsche Tastaturbelegung laden zu müssen.

Mit anderen Worten: Verdana und Courier New sind kaputt.

Wenn man also Verdana benutzen möchte, ist es Essig mit Gänsefüßchen. Als Alternative hat man dann aber immer noch die »spitzen Anführungszeichen«.

  Offizieller Unicode-Name Entity Index Alt+
» Right-pointing double angle quotation mark &raquo; 00BB 0187
« Left-pointing double angle quotation mark &laquo; 00AB 0171
Single right-pointing angle quotation mark &rsaquo; 8250 0155
Single left-pointing angle quotation mark &lsaquo; 8249 0139

Übel: Der Verdana-„Workaround“

Im November 2009 musste ich mir die Augen reiben: Stefan Niggemeiers (ansonsten sehr gutes) Blog ist war in Verdana gesetzt, und die zuständige Gestalterin hat wohl vor dem schief aussehenden schließenden Anführungszeichen kapituliert: Alle U+201C-Zeichen wurden durch U+201F ersetzt, also ‟. Das sah zwar in Verdana gesetzt gut aus:

Wenn man diesen Satz aber aus dem Text herauskopiert, sieht man, dass einem in einer nicht kaputten Schrift falsche Gänsefüßchen ins Gesicht springen:

Der „Reporter-Preis” hat sich selbst das Ziel gesetzt, Journalisten zu „ermutigen, Geschichten zu entdecken, die noch keiner kennt”.

Vorschlag: Wenn man schon die korrekte Zeichenkodierung fürs Aussehen opfert, wäre es doch konsequent, alle Absätze direkt durch Bitmap-Grafiken zu ersetzen… Update: Hat sich zum Glück erledigt!

Siehe auch

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