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Alexander Grupe
Losso/AttentionWhore

Mäusejagd

Was trappelt denn da?

Die Symptome waren eindeutig: Leises Rascheln in dunklen Ecken, stetes Getrappel in der Nacht, Kotspuren in der ganzen Wohnung - einer meiner Mitbewohner musste Schlafwandler sein. Aber am nächsten Morgen wollte es immer keiner gewesen sein.

Die ersten Spuren

Ich beschloss, der Sache genauer auf den Grund zu gehen. Als wir es jedoch eines Abends alle zusammen rascheln hörten, war klar, dass das Problem nicht durch Umtauschen eines Mitbewohners zu lösen war. Die Bons hatte ich sowieso nicht mehr.

Die WG der Mäusekiller

Schon bald sahen wir die Maus zum ersten Mal. Wir spachtelten jeden Spalt zu und legten leckeres Gift in der Wohnung aus, vom Feinsten. Und was war der Dank? Unsere Gourmet-Maus rührte es nicht mal an.

Lecker Mäusegift

Als wir sie dann fingen, töteten wir sie dann auch umgehend. Zumindest war das der spontane Wunsch von 33% unserer WG (übrigens nicht die 33%, die früher selbst einmal eine Maus als Haustier hatten). Umgebracht haben wir sie aber trotzdem - aus Versehen. Zum einen haben wir sie bei der hektischen Jagd in der Küche beim Umkippen des Sofas womöglich ein wenig zerdrückt; zum anderen haben wir sie vielleicht auch ein bisschen lange in der Rührschüssel zappeln lassen, weil wir uns nicht einigen konnten, wo wir sie aussetzen wollten.

Auf die gut gemeinte Aufforderung „Lauf in die Freiheit, kleine Maus!“ reagierte sie jedenfalls mit einem verdächtig langen, nachdenklichen Blick gen Himmel. Später in der Nacht dürfte sie sich entschlossen haben, zur Feier des Tages doch mal von einer herumstreunenden Katze verdaut zu werden.

Burning down the house

Die Maus aus der rührseligen Geschichte eben war aber leider nicht die letzte Maus in unserer Wohnung. (Theorien, dass uns nach wie vor dieselbe Maus - inzwischen als Zombie - heimsucht, halten sich übrigens hartnäckig).

Loch in der Wand

Während ich mal wieder von drei bis fünf wach war und wie blöde in die Ecke meines Zimmers stierte, in der ich das Mistvieh zuletzt gesehen hatte, ööhm, nickte ich irgendwann ein. Ich hatte die Maus hinter der Heizung verschwinden sehen, wo schon seit längerer Zeit ein großes Loch klaffte, das das Innere der Zimmerwand erkennen ließ: Stroh.

Schließlich raschelte es auf einmal woanders. Ich kam auf die Idee, der Maus den Fluchtweg abzuschneiden; ich klemmte irgendeine Mappe zwischen Wand und Heizung, schreckte von dem lauten Knall zusammen und stand auf einmal im Dunkeln. Im hässlichen Loch in der Wand, in dem ich auf der Suche nach dem Mäuseversteck zuvor noch skeptisch herumgefingert hatte, hingen anscheinend zwei Strom führende Drähte rum, die nur auf eine neugierige Maus gewartet hatten. Ich Idiot.

Das Stroh in der Wand hatte sich jedenfalls nicht entzündet, und die Maus hatte es auch nicht erwischt. Nachdem der Elektriker da war, spielte ich mit dem Gedanken, das Loch und die neue Verteilerdose nicht einfach zuzuspachteln, sondern aus Spaß die Heizung unter Strom zu setzen.

Psychologische Kriegsführung

Nun, wo Mäusegetrappel und Blickkontakte in der Küche die Regel sind, haben wir uns entschlossen, andere Saiten aufzuziehen. Die Maus fühlt sich hier zu Hause? Schön, soll sie doch! Um sie keinen Verdacht schöpfen zu lassen, haben wir ihr sogar extra ein kleines Mausehäuschen gebastelt.

Innen drin soll ihr denn eine Falle das Genick brechen, hähä. Oh, habe ich erwähnt, dass Diskussionen über unseren ungeliebten Untermieter in letzter Zeit immer öfter mit herben Gewaltfantasien gewürzt werden, in denen putzige kleine Nagetiere die bemitleidenswerte Hauptrolle spielen?

Ein Haus für die Maus
Drinnen wartet eine Überraschung

Nicht übertreiben

Wie interessant; zufällig haben wir gestern entdeckt, was die lauten Nagegeräusche in der letzten Zeit zu bedeuten hatten. Unsere Maus ist anscheinend ein kleiner Biber.

Fleißige Maus

Da sie ja so gerne nagt, haben wir ihr gleich noch einen Teller voll Mäusegift in ihren Bau gefüllt, damit sie was zu nagen hat. Außerdem denken wir ernsthaft über die Anschaffung einer Katze nach; die hätte auch was zu nagen.

Noch weiter oben auf dem Wunschzettel steht eine Palette Haarspraydosen mit Feuerzeugen.

Eisenbeißer

Das Wesen, das in unserer Wohnung lebt - ohne Miete zu zahlen, das nur nebenbei - kann im Leben keine Maus sein. Und wenn, dann höchstens eine genetisch aufgepeppte Labormaus, die entkommen konnte, indem sie ihren Käfig und wahrscheinlich auch ihre Wärter angeknabbert hat.

Kann das Alu-Folie sein...?

Entweder das, oder das silberne Zeug aus der Schublade, das wir für Alu-Folie hielten, ist keine Alu-Folie, sondern irgendwas ganz Leckeres; gepresste silberne Nüsse vielleicht. Trotzdem werden uns die vollgekackten Nischen dadurch nicht sympathischer. Jetzt wird das Mistvieh erst recht kalt gemacht - auch auf die Gefahr hin, dass wir eines Tages mit drohend erhobenen Kehrblechen in der Hand von einer mutierten Hulk-Maus getötet werden.

Guter Rat

In der ganzen Zeit, in der die Maus uns nun schon den Schlaf raubt, haben sich natürlich schon eine Reihe von tollen Ratschlägen angesammelt, wie wir sie am besten los werden könnten. Hier die besten:

  1. „Lasst doch mal die Hausttür offen, damit sie raus kann! Vielleicht will sie ja gar nicht bei euch bleiben.“
  2. „Warum baut ihr nicht so eine Art Säurebombe: Ihr füllt Salzsäure in einen Gummihandschuh und hängt den irgendwo auf, un wenn sie daran knabbert...“
  3. „Legt doch eine Untertasse mit irgendwas Hochprozentigem aus. Die Maus trinkt das dann, wird besoffen und ihr könnt sie fangen.“

Schade, dass wir die Maus jetzt schon länger nicht mehr gesehen haben. Hiervon hätte ich gerne mehr gesammelt...

Aus die Maus

Schlussendlich haben wir zur letzten Waffe gegriffen und uns eine Killerkatze ins Haus geholt. Einen richtig wilden Tiger! Tagsüber wird er nicht gefüttert und nachts lassen wir ihn aus dem Zwinger, von wo aus er dann die Wohnung unbarmherzig von allem befreit, was da noch krabbelt.

Ach so, und so sieht Ali, der blutrünstige Killer übrigens aus. Ein Monsterpelz ohne Gnade.

Born to kill

Die Maus hat sich jedenfalls nicht mehr gemeldet. Dafür häufen sich die Beschwerden von Nachbarn, die behaupten, ihr Schäferhund, Bernhadiner, Pferd usw. sei just zu der Zeit verschwunden, als wir uns Ali angeschafft haben. Ganz schön abwegig.

Aber das würde immerhin den verwesten Duft aus dem stets randvollen Katzenklo erklären.

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eie